Psy4Asyl – Für die psychische Gesundheit von geflüchteten Menschen im Kanton Aargau

Viele geflüchtete Menschen sind von den Erlebnissen im Heimatland oder auf der Flucht psychisch traumatisiert oder durch schwierige Migrationsprozesse belastet. Gleichzeitig fehlen hunderte Therapieplätze für traumatisierte Geflüchtete. Das Expertennetzwerk Psy4Asyl bietet geflüchteten Menschen im Kanton Aargau psychologische Beratung und Therapie; dies grösstenteils unentgeltlich. Um möglichst viele Menschen zu erreichen, bieten die Fachpersonen auch Gruppenangebote für Geflüchtete und Weiterbildungen für Fachpersonen an.

Psy4Asyl wurde 2016 vom Verband der Aargauer Psychologinnen und Psychologen (VAP) gegründet. Seit dem Frühling 2021 ist Psy4Asyl ein Verein mit dem Hauptanliegen, die psychische Gesundheit von geflüchteten Menschen zu fördern und Not zu lindern. Die Therapie, Beratungen und weitere gesundheitsfördernde Projekte ermöglichen eine erste Stabilisierung sowie den Beginn einer Verarbeitung der Erlebnisse. Angestrebt werden auch eine präventive Wirkung und ein konstruktiver Umgang mit belastenden Situationen im Asylprozess. Das Behandlungsangebot wird von den Fachpersonen zumeist ehrenamtlich geleistet.

Angebote des Vereins Psy4Asyl

Derzeit sind dem Netzwerk über 30 Fachpersonen aus verschiedenen Fachbereichen angeschlossen: Psychotherapie, psychologische Beratung, Psychiatrie, Traumapädagogik, Polarity/Körpertherapie, Kunsttherapie, Lerntherapie, Ernährungsberatung usw. Die Fachpersonen bringen ihr Fachwissen ein und arbeiten vernetzt und integrativ. Es finden regelmässige Netzwerktreffen und Weiterbildungen statt, so dass die Qualität der Arbeit und die Vernetzung gewährleistet und optimiert werden kann.

Die Fachpersonen des Netzwerks sehen es als fachliche Pflicht, ihre Angebote auch für geflüchtete Menschen zugänglich zu machen, die Öffentlichkeit und Politik für diese Themen zu sensibilisieren und den Bedarf sowie Lösungsansätze sichtbar zu machen.

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Gesundheitsfördernde Projekte

Mit dem gesundheitsfördernden Projekt „Gutes für die Seele und den Körper“ deckt Psy4Asyl ein niederschwelliges Versorgungsangebot ab. Ein Team von Trauma- und Polaritytherapeut*innen haben ein Angebot erarbeitet, in welchem sich Psychoedukation, körperorientierte Interventionen und Beratung ergänzen. Da die Fachpersonen vor Ort, beispielsweise an die Treffpunkte der Geflüchteten gehen, können Zugangshürden (wie Vorurteile gegenüber psychologischer Hilfe) abgebaut werden und viele geflüchtete Menschen gleichzeitig erreicht werden. Das Projekt setzt auf Empowerment und Stärkung der Selbstwirksamkeit.

Ein besonderes Angebot wird den UMA’s (Unbegleitete Minderjährige Asylsuchende) zur Verfügung gestellt: Einmal wöchentlich besucht eine Fachperson eine Unterkunft und bietet einen Workshop für die Jugendlichen an. Je nach Interesse und Anliegen wählen die jungen Menschen aus verschiedenen Angeboten wie etwa Kunsttherapie (Gestaltung oder Musik), Körpertherapie oder psychologischen Gesprächen aus.

Gemeinsame Freude und Ablenkung von Sorgen bei einem gesundheitsfördernden Workshop
Kunstwerk von WorkshopteilnehmerIn
Eine Rückmeldung von einer Teilnehmerin des Projektes «Gutes für die Seele und den Körper»
Projektleiterin Sara Michalik bei einer Trauma-sensibilisierenden Weiterbildung

Weiterbildungen

Sehr zentral sind die Trauma-sensibilisierenden Weiterbildungen. Das fehlende Wissen über Trauma und Traumafolgen bei Behörden, Betreuer*innen von Asylunterkünften, Lehrpersonen und engagierten Freiwilligen hat weitreichende Folgen, wie beispielsweise das Nichterkennen oder falsche Beurteilen von tiefgreifenden Schwierigkeiten aufgrund traumatischer Ereignisse. Behandlungsbedürftige psychische/psychiatrische Erkrankungen werden nicht erkannt, nicht oder falsch behandelt. Das verstärkt die Fehlbeurteilung und damit verbundene Stigmatisierung von Geflüchteten. Sensibilisierungsmassnahmen für Bezugspersonen ist eine zentrale Massnahme bei der Früh-Erkennung von traumatisierten Geflüchteten. Zudem können sich engagierte Freiwillige und Fachpersonen überfordert fühlen oder es droht gar eine Sekundärtraumatisierung, wenn keine Unterstützung in der Begleitung von traumatisierten Menschen angeboten wird. Neben der Vermittlung von Wissen zu Themen wie Ursachen, Erkennungszeichen und Folgen von Trauma, geht es auch stark um Themen wie Selbstfürsorge und Psychohygiene in der Arbeit mit schwer belasteten Menschen.

Projektunterstützung

Die Stanley Thomas Johnson Stiftung unterstützt Psy4Asyl in den Jahren 2021-2023 mit einem Projektbeitrag von CHF 235‘000.—.

Weitere Informationen zu Psy4Asyl: psy4asyl.ch